Hibakusha weltweit
Eine Ausstellung der IPPNW
Die Ausstellung zeigt die Gesundheits- und Umweltfolgen der „Nuklearen Kette“: vom Uranbergbau über die Urananreicherung, zivile Atomunglücke, Atomwaffentests, militärische Atomunfälle, Atombombenangriffe bis hin zu Atommüll und abgereicherter Uranmunition. Sie ist denen gewidmet, deren Leben durch die Atomindustrie beeinträchtigt wurden: den indigenen Völkern, deren Heimat durch Uranbergbau in atomare Wüsten verwandelt wurde, den „Downwinders“ von mehr als 2.000 Atomwaffentests, den Überlebenden der Atomwaffenangriffe von Hiroshima und Nagasaki sowie den Menschen, die durch radioaktiven Niederschlag von zivilen und militärischen Atomkatastrophen betroffen sind. Sie alle hätten ein besseres Leben, wenn man das Uran im Boden belassen hätte.
Mehr Infos zur Ausstellung und Ausleihe
Alamogordo, USA
Atomwaffentest
Die weltweit erste atomare Explosion fand am 16. Juli 1945 in der Nähe der US-amerikanischen Kleinstadt Alamogordo statt. Dies war der Startschuss des Atomzeitalters und der Beginn der großflächigen radioaktiven Kontamination des Erdballs.
Amchitka, USA
Atomwaffentests
Auf der nordpazifischen Insel Amchitka wurden insgesamt drei unterirdische Atombombentests durchgeführt. Vor allem der umstrittene „Cannikin“-Test führte zu großem Widerstand, da man befürchtete, er könne Erdbeben oder Tsunamis auslösen. Im Zuge der Proteste gegen die Atomdetonationen auf Amchitka entstand die Anti-Atombewegung Greenpeace.
Arlit & Akokan, Niger
Uranbergbau
Niger, ein Land mit einem der niedrigsten Entwicklungsstände der Welt, ist gleichzeitig der drittgrößte Produzent des Waffen- und Energierohstoffs Uran. Die Kehrseite des lukrativen Geschäfts: In Minen-Städten wie Arlit und Akokan messen Wissenschaftler heute gefährliche Dosen von Radioaktivität, die zu erhöhten Krebsraten führen.
Basra, Irak
Einsatz von Uranmunition
Durch den Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran während des Golfkriegs 1991 wurde die Lokalbevölkerung nachhaltig erhöhten Strahlenwerten ausgesetzt. Dies könnte möglicherweise den signifikanten Anstieg von Krebserkrankungen und angeborenen Missbildungen erklären, der nach 1991 in der südirakischen Stadt Basra dokumentiert wurde.
Bikini & Eniwetok, Marshallinseln
Atomwaffentests
Atomwaffentests auf den Bikini- und Eniwetok-Atollen machten ganze Inselgruppen unbewohnbar. Tausende von Menschen wurden hohen Dosen von Radioaktivität ausgesetzt. Weltweit stieg die Belastung mit strahlenden Partikeln durch radioaktiven Niederschlag an.
Black Hills/Paha Sapa, USA
Uranbergbau
Die Gebirgskette der Black Hills sind ein heiliger Ort für die dort ansässigen Stämme der Lakota und stehen hier exemplarisch für die Vierstaatenregion von South Dakota, Wyoming, Montana und North Dakota, in der Schätzungen zufolge 1.000 Uranminen und Probebohrlöcher zu finden sind. Seit über 40 Jahren ist die Bevölkerung dort den strahlenden Hinterlassenschaften des einstigen Uranrausches ausgesetzt.
Chasma-Bucht, Russland
Unfall eines Atom-U-Bootes
Im August 1985 kam es durch eine Explosion auf einem sowjetischen Atom-U-Boot in der Chasma-Bucht zur massiven Freisetzung von Radioaktivität. Mehr als 290 Menschen wurden radioaktiv verstrahlt, das Meer und das umliegende Terrain nachhaltig verseucht. Der Atomunfall wurde über viele Jahre geheim gehalten. Zudem wurde das umliegende Meer durch langjährige Verkippung von Atommüll großflächig verseucht. Das Ausmaß der Folgen für Umwelt und Gesundheit wird vermutlich niemals in vollem Umfang aufgeklärt werden.
Church Rock/Kinłitsosinil, USA
Uranbergbau
Im Juli 1979 wurden im Uranabbaugebiet Church Rock durch einen Dammbruch große Mengen an radioaktivem Abwasser in den Puerco River gespült. Die Umweltkatastrophe von Church Rock gilt als die größte Freisetzung von Radioaktivität in der Geschichte der USA, noch vor der Kernschmelze des Atomkraftwerks Three Mile Island im selben Jahr. Die indigenen Navajo, die in der Umgebung leben, werden seit Jahrzehnten erhöhten Strahlendosen ausgesetzt.
Elliot Lake, Kanada
Uranbergbau
Die Uranminen von Ontario sind seit Jahrzehnten geschlossen, das goldene Zeitalter des Uranfiebers längst Vergangenheit – doch radioaktiver Abraum und das freigesetzte Radongas bedrohen weiterhin Umwelt und Gesundheit der Menschen in der Region. Hunderte von Bergarbeitern erlagen bereits den Folgen der Strahlenexposition und Zehntausende weitere Todesfälle werden aufgrund der radioaktiven Verseuchung in den nächsten Jahrzehnten erwartet.
Emu-Field, Australien
Atomwaffentests
Nachdem das Vereinigte Königreich 1952 seine ersten Atomwaffen vor der Westküste Australiens detoniert hatte, war man bestrebt, die neuen Modelle auch an Land zu testen. Im Oktober 1953 ließen die Briten ihre zwei „Totem“-Atombomben bei Emu Field explodieren und setzten damit die Lokalbevölkerung großen Mengen an Radioaktivität aus.
Ezeiza, Argentinien
Atomfabrik
Der Atomkomplex Ezeiza befindet sich in einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Radioaktive Abfälle haben über Jahre zu einer Kontamination des Grundwassers der umliegenden Nachbarschaften mit Uran geführt. Mehr als 1,6 Millionen Menschen sind potenziell betroffen. Epidemiologische Studien zu den gesundheitlichen Folgen des Lecks wurden bis heute nicht durchgeführt, Regierung und Behörden lehnen jegliche Verantwortung ab.
Falludscha, Irak
Einsatz von Uranmunition
Der Einsatz von Uranmunition im Irakkrieg von 2003 setzte die Lokalbevölkerung radioaktivem Staub aus. Dies könnte möglicherweise den signifikanten Anstieg von Krebserkrankungen und angeborenen Fehlbildungen erklären, die in Falludscha seit 2003 dokumentiert wurden. Auch die Soldaten, die mit der strahlenden Munition in Kontakt kamen, haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Fangataufa & Moruroa, Französisch-Polynesien
Atomwaffentests
Auf den Atollen Fangataufa und Moruroa fanden rund 200 Atomwaffentests statt, welche die Umwelt des Archipels radioaktiv verseuchten und seine Bevölkerung gefährlichen Strahlendosen aussetzten.
Fukushima, Japan
Super-GAU in einem Atomkraftwerk
Die drei Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi im März 2011 haben zur größten radioaktiven Verseuchung der Ozeane in der Geschichte der Menschheit geführt. Der Super-GAU hat Böden, Luft, Nahrungsmittel und Trinkwasser kontaminiert und die gesamte Bevölkerung der Region erhöhten Strahlenwerten ausgesetzt. Es ist noch zu früh, um das gesamte Ausmaß der gesundheitlichen Auswirkungen dieser Katastrophe abzuschätzen, doch aufgrund der freigesetzten Strahlenmengen kann von mehreren Zehntausend zusätzlichen Krebsfällen und zahlreichen anderen Erkrankungen ausgegangen werden. Jeder einzelne Krankheitsfall ist dabei einer zu viel.
Goiânia, Brasilien
Strahlungsunfall
In der brasilianischen Stadt Goiânia ereignete sich einer der schwersten zivilen Strahlenunfälle aller Zeiten. Im September 1987 führte der Diebstahl eines Therapiegeräts mit Cäsium-137 zur Verstrahlung von 249 Menschen. Vier von ihnen starben kurze Zeit später, mindestens 21 erlitten schwere Strahlenschäden. Die langfristigen Folgen des Unglücks wurden nie untersucht, die Dekontamination der betroffenen Stadtteile nur oberflächlich durchgeführt.
Hanford, USA
Atomfabrik
Im Atomkomplex Hanford produzierten die USA während des Kalten Krieges den größten Teil ihres waffenfähigen Plutoniums. Obwohl der Komplex 1988 stillgelegt wurde, handelt es sich weiterhin um den am stärksten radioaktiv verseuchten Ort der westlichen Hemisphäre.
Hiroshima, Japan
Atomwaffenangriff
Am 6. August 1945 warfen die USA die Atombombe „Little Boy“ über dem Zentrum der japanischen Stadt Hiroshima ab. Von den 350.000 Einwohnern starben etwa 140.000 bis Ende des Jahres. Die Überlebenden „Hibakusha“ erlitten Spätfolgen der radioaktiven Strahlung, wie z. B. signifikant erhöhte Krebsraten.
In Ekker, Algerien
Atomwaffentests
Im algerischen In Ekker führte Frankreich 13 unterirdische Atomwaffentests durch, die zu einer massiven radioaktiven Kontamination des umliegenden Geländes, der Luft und möglicherweise sogar des Grundwassers sowie zur Strahlenexposition Hunderter Menschen führten. Bis heute wurden die Opfer nicht angemessen entschädigt und das Ausmaß der radioaktiven Verseuchung nicht genauer untersucht.
Jáchymov, Tschechische Republik
Uranbergbau
Nachdem St. Joachimsthal/Jáchymov durch den Abbau von Uran reich geworden war, wurde die Stadt während des Kalten Kriegs wichtiger Zulieferer von Spaltprodukten für das sowjetische Atomwaffenprogramm. Eine große Anzahl der Bergleute, viele von ihnen Zwangsarbeiter, entwickelten durch die ungeschützte Arbeit in den Uranminen Lungenkrebs.
Jadugoda, Indien
Uranbergbau
Der Uranabbau in der Region um Jadugoda hat nicht nur maßgeblich zu Indiens atomarer Bewaffnung beigetragen, sondern auch schwere Umweltschäden verursacht. Die Mitglieder des Adivasi Stammes leiden unter der hohen Strahlenexposition in den Minen und der radioaktiven Kontamination ihrer Dörfer.
Kiritimati und Malden, Kiribati
Atomwaffentests
Auf zwei Atollen der Republik Kiribati detonierten Großbritannien und die USA in den 1950er und 1960er Jahren insgesamt 33 Atombomben. Tausende Inselbewohner und Soldaten, die der Bestrahlung und dem radioaktiven Niederschlag ausgesetzt waren, leiden bis heute unter den Strahlenfolgen.
La Hague, Frankreich
Atomfabrik
Die Wiederaufbereitungsanlage von La Hague stellt Plutonium und Uran aus verbrauchten Atombrennstäben her. Große Mengen von Atommüll und Spaltmaterialien werden gelagert, was die Gefahr der Proliferation von Plutonium stark erhöht. Zudem verschmutzt radioaktiver Müll das Meer und die Atmosphäre. Schon haben mehrere Studien eine erhöhte Inzidenz von Leukämie bei Kindern im Umkreis von La Hague gezeigt.
Lop Nor, China
Atomwaffentests
Zwischen 1964 und 1996 führte die Volksrepublik China 45 Atombombenexplosionen im westchinesischen Lop Nor durch. Für die dort lebende ethnische Gruppe der Uiguren sind die durch radioaktiven Niederschlag herbeigeführten Krankheiten und Missbildungen zu einem relevanten Gesundheitsproblem geworden.
Majak/Kyschtym, Russland
Atomfabrik
Die russische Atomindustrieanlage in Majak kontaminierte durch eine Serie von Unfällen und radioaktiven Lecks mehr als 15.000 km2 mit hoch radioaktiven Abfallprodukten. Der Kyschtym-Unfall verseuchte 1957 eine große Fläche der östlichen Uralregion. Tausende Menschen mussten umgesiedelt werden. Bis heute zählt die betroffene Region zu den am stärksten kontaminierten Orten der Erde.
Mailuu-Suu, Kirgisistan
Uranbergbau
Die ehemalige Uranbergbaustadt Mailuu-Suu ist berüchtigt für ungesicherte Uranabraumhalden und radioaktive Abwasserbecken an tektonisch instabilen Berghängen. Tausende Menschen sind bereits von der radioaktiven Verseuchung der umliegenden Flüsse betroffen und die hohe seismische Aktivität der Region droht ständig, mehr Atommüll in die Trinkwasserversorgung des Tals zu spülen.
Maralinga, Australien
Atomwaffentests
Zwischen 1955 und 1963 unternahm das Vereinte Königreich sieben große und Hunderte kleinerer Atomwaffentests im südaustralischen Maralinga. Das gesamte Gebiet wurde dadurch nachhaltig radioaktiv verseucht und viele Menschen hoher Strahlung ausgesetzt. Den Opfern wird bis heute die ihnen zustehende Anerkennung, medizinische Versorgung oder Entschädigung vorenthalten.
Mounana, Gabun
Uranbergbau
Jahrzehntelang baute Frankreich im Dschungel von Gabun Uran ab, ohne sich dabei um Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz von Umwelt und Bevölkerung zu kümmern. Minenarbeiter wurden hohen Strahlendosen ausgesetzt und Tausende Tonnen radioaktiv verseuchter Abbauprodukte gelangten in das empfindliche Ökosystem der benachbarten Flussgebiete. Die radioaktiven Hinterlassenschaften belasten weiterhin die Umwelt und schaden der Gesundheit der Anwohner.
Nagasaki, Japan
Atomwaffenangriff
Am 9. August 1945 warfen die USA die Atombombe „Fat Man“ über der japanischen Stadt Nagasaki mit mehr als 240.000 Einwohnern ab. Die Explosion führte zum sofortigen Tod von etwa 22.000 Menschen. Diejenigen, die den Angriff überlebten, blieben ohne Hilfe zurück, weil Krankenhäuser und Infrastruktur zerstört worden waren. Mehr als 64.000 Menschen starben bis Jahresende durch die Folgen der Atombombe. Bis heute leiden viele Überlebende unter den Langzeitfolgen der Strahlung.
Nevada, USA
Atomwaffentests
Mehr als 1.000 Explosionen von Atomwaffen in den Jahren 1951 bis 1992 führten zur Freisetzung großer Mengen an Radioaktivität, die weite Teile der USA mit strahlenden Partikeln kontaminierten und beinahe die gesamte US-amerikanische Bevölkerung erreichten.
Nowaja Semlja, Russland
Atomwaffentests
Ab 1954 wurde die Insel Nowaja Semlja von der Sowjetunion zur Durchführung atmosphärischer und unterirdischer Atombombentests benutzt. Zusätzlich wurde die Umgebung der radioaktiv verseuchten Insel zum Friedhof für ausrangierte Nuklearwaffen und Atom-U-Boote, die das ökologische Desaster vervollständigten.
Olympic Dam, Australien
Uranbergbau
Die Uranmine in Olympic Dam stellt eine Gefahr für das Ökosystem in der Region und ein Gesundheitsrisiko für die Mitarbeiter und die umliegende Bevölkerung dar. Radioaktive Lecks der Abraumhalden und -becken kontaminieren die Umwelt. Besonders in Anbetracht der Pläne, die Mine in den kommenden Jahren auszubauen, ist es an der Zeit für umfassende Studien zu Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt.
Palomares, Spanien
Absturz eines Atomwaffenflugzeugs
Im Januar 1966 schlugen vier Wasserstoffbomben in der Nähe der spanischen Stadt Palomares auf, nachdem eine B-52 der US-Luftwaffe in der Luft mit einem anderen Flugzeug zusammengestoßen war. Der nichtatomare Sprengstoff zweier Bomben detonierte und führte zur großflächigen Verbreitung von radioaktivem Niederschlag. Auch 40 Jahre nach dem Unglück findet man radioaktiv verseuchte Böden in der Nähe der Absturzstelle.
Radium Hill, Australien
Uranbergbau
In Australiens erster Uranmine in Radium Hill wurde zwischen 1906 und 1961 spaltbares Material für Forschung und Atomwaffen abgebaut. Aufgrund ihrer hohen Exposition mit Radongas entwickelten viele der Bergarbeiter Lungenkrebs. Ungesicherte Atommülldepots führten zudem zu einer radioaktiven Verseuchung der umliegenden Region.
Ranger, Australien
Uranbergbau
Die Ranger Uranmine ist ein großer Urantagebau inmitten des Weltkulturerbes des Kakadu Nationalparks. Zahlreiche Lecks und Unfälle haben in den vergangenen Jahren die Marschlandschaft des Parks radioaktiv verseucht. In der indigenen Bevölkerung der Mirarr Aborigines wurden bereits erhöhte Krebsraten gefunden. Weitergehende Studien wurden bislang jedoch nicht durchgeführt.
Reggane, Algerien
Atomwaffentests
In den Jahren 1960 und 1961 führte das französische Militär in der Nähe von Reggane vier oberirdische Atomwaffentests durch. Die Folge war eine weiträumige Kontamination der Sahara mit Plutonium. Soldaten, Arbeiter und lokale Tuareg Stämme waren dem radioaktiven Fallout ausgesetzt und leiden seitdem unter gesundheitlichen Langzeitfolgen wie Krebserkrankungen, Unfruchtbarkeit und genetischen Mutationen.
Rössing, Namibia
Uranbergbau
Der Urantagebau in Rössing gibt seit mehr als 30 Jahren Anlass zur Sorge. Die unsicheren und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter, radioaktive Lecks und die Kontamination der Umwelt durch ungesicherte Abraumhalden – sie alle schaden der Gesundheit der örtlichen Bevölkerung.
Saskatchewan, Kanada
Uranbergbau
In Saskatchewan werden etwa 25 % des weltweit abgebauten Urans gewonnen. Die dabei anfallenden radioaktiven Abfälle verseuchen nicht nur das Land der dort lebenden indigenen Völker, sondern stellen eine Gesundheitsgefahr für die gesamte Bevölkerung dar und bilden ein atomares Erbe für zukünftige Generationen. Auch die Bergarbeiter selbst sind von strahleninduzierten Krankheiten betroffen.
Semipalatinsk, Kasachstan
Atomwaffentests
Die Geschichte des sowjetischen Atomwaffentestgeländes in Semipalatinsk ist eine Mahnung, wie angebliche „nationale Sicherheitsinteressen“ dazu benutzt werden können, die Bevölkerung bewusst zu täuschen und die Gesundheit der Menschen für viele zukünftige Generationen zu gefährden. Genau dies geschah in Semipalatinsk, wo die örtliche Bevölkerung durch Atomexplosionen wissentlich über mehrere Jahrzehnte großen Mengen an Radioaktivität ausgesetzt wurde.
Sequoyah und Watts Bar, USA
Unfall in einem Atomkraftwerk
Die benachbarten Atomkraftwerke Sequoyah und Watts Bar stehen in dieser Ausstellung stellvertretend für alle zivilen Atomkraftwerke, die auch ohne massive Katastrophen durch ständige radioaktive Lecks und Fehlfunktionen eine gesundheitliche Gefahr darstellen. Beide Kraftwerke stehen, ähnlich wie das AKW Fukushima, in einer Erdbebenregion. Zudem produziert Watts Bar als ziviles Atomkraftwerk nebenbei Tritium für das US-amerikanische Atomwaffenprogramm.
Shiprock/Tsé Bit’ A’í, USA
Uranbergbau
Rund um die Uranminen von Shiprock leben die Stämme der Navajo Gemeinde. Sie leiden bis heute unter den gesundheitlichen Folgen und den Auswirkungen der Umweltzerstörung, welche die Minen auch nach ihrer Schließung verursachen. Dennoch gibt es schon Stimmen, die die Wiedereröffnung der Minen fordern, um noch mehr Atomsprengköpfe und -kraftwerke bauen zu können.
Spokane Reservat, USA
Uranbergbau
Das Reservat der Spokane wurde über Jahrzehnte durch Uranbergbau verseucht und die Bewohner erhöhten Mengen von Radioaktivität ausgesetzt. Wie in anderen Reservaten der USA mit Uranminen wurden keine Studien durchgeführt, die die gesundheitlichen Folgen für die Lokalbevölkerung untersuchen.
Têwo/Diebu, China
Uranbergbau
Die „Mine 792“ produziert seit 1967 Uran für chinesische Atomwaffen und Kraftwerke. Berichte über radioaktive Verseuchung der umliegenden Region und Sicherheitsmängel, welche die Gesundheit der Minenarbeiter und der lokalen Bevölkerung gefährden, wurden von offiziellen Stellen unterdrückt und ignoriert.
Three Mile Island, USA
Unfall in einem Atomkraftwerk
Das bekannteste Atomunglück in der Geschichte der USA ereignete sich im März 1979 im Atomkraftwerk Three Mile Island. Funktionsausfälle der Anlagenteile, konstruktionsbezogene Probleme und menschliches Versagen führten zu einer partiellen Kernschmelze und somit zur Freisetzung enormer Mengen von Radioaktivität. Bis heute verhindert effektive Lobbyarbeit der Atomindustrie eine aussagekräftige wissenschaftliche Analyse der Folgen für Umwelt und Gesundheit.
Thule, Grönland
Absturz eines Atomwaffenflugzeugs
Der Absturz eines mit Atomwaffen bestückten B-52 Bombers der US Air Force über Grönland verseuchte große Landflächen und die umliegenden Gewässer mit radioaktivem Plutonium. Anwohner sowie Rettungs- und Dekontaminationsmannschaften wurden hohen Strahlendosen ausgesetzt.
Tokai-mura, Japan
Atomfabrik
Bei einem Atomunfall in der Wiederaufbereitungsanlage von Tokai-mura im Jahr 1999 wurden 667 Personen verstrahlt. Zwei von ihnen starben kurze Zeit später infolge akuter Strahlenschäden. Der Unfall von Tokai-mura war vor Fukushima die größte Katastrophe der japanischen Atomindustrie und zeigte schon damals die Gefahren auf, die in jedem Schritt der atomaren Kette stecken.
Tomsk-7/Sewersk, Russland
Atomfabrik
Die Explosion der Atomanlage in Tomsk-7 führte zur radioaktiven Verseuchung einer Fläche von ca. 120 km², setzte Zehntausende Menschen einer erhöhten Strahlenbelastung aus und kontaminierte Luft, Wasser und Böden für viele Generationen. Diese Katastrophe ist vermutlich der folgenschwerste russische Atomunfall nach Tschernobyl und Majak.
Tschernobyl, Ukraine
Super-GAU in einem Atomkraftwerk
Die Kernschmelze von Tschernobyl im April 1986 stellt den mit Abstand größten Unfall in der Geschichte der zivilen Atomwirtschaft dar. Ganze Landstriche wurden verseucht und für Generationen unbewohnbar gemacht. Der radioaktive Niederschlag führte zu Zehntausenden von Krebserkrankungen, Todesfällen, Fehlgeburten und Missbildungen – nicht nur in der ehemaligen Sowjetunion.
Windscale/Sellafield, Großbritannien
Atomfabrik
Die größte zivile und militärische Atomanlage Europas steht in Sellafield. Während hier in der Vergangenheit Plutonium für das britische Atomwaffenprogramm produziert wurde, dient der Standort heute als Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll. Der Großbrand von 1957 sowie zahlreiche radioaktive Lecks kontaminierten die Umwelt und setzten die Bevölkerung erhöhten Strahlenwerten aus.
Wismut-Region, Deutschland
Uranbergbau
Im sächsischen Erzgebirge und in Ostthüringen wurde von der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut zwischen 1946 und 1990 Uranerz gefördert. Viele Tausende Arbeiter und Bewohner der Region leiden bis heute an strahleninduzierten Erkrankungen wie Lungenkrebs.
Witwatersrand, Südafrika
Uranbergbau
Fehlende Kontrollen und Sicherheitsstandards haben dazu geführt, dass radioaktiver Abraum und kontaminiertes Abwasser der Uranminen die Umwelt im Tal von Witwatersrand nachhaltig schädigen und auch für die Bewohner der Region ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko darstellen. Gleichzeitig ist der Uranbergbau in Südafrika ein weiteres Beispiel für die Verquickung ziviler und militärischer Atomprogramme und für das unkontrollierbare Proliferationsrisiko der Atomenergie.
Alle Orte
Alamogordo (USA)
Amchitka (USA)
Arlit und Akokan (Niger)
Basra (Irak)
Bikini (Pikinni) und Eniwetok (Āne-wātak) (Marshallinseln)
Black Hills/Paha Sapa (USA)
Chasma Bucht (Russland)
Church Rock/Kinłitsosinil (USA)
Elliot Lake (Kanada)
Emu Field (Australien)
Ezeiza (Argentinien)
Falludscha (Irak)
Fangataufa und Moruroa (Französisch-Polynesien)
Fukushima (Japan)
Goiânia (Brasilien)
Hanford (USA)
Hiroshima (Japan)
In Ekker (Algerien)
Jáchymov (Tschechische Republik)
Jadugoda (Indien)
Kiritimati und Malden (Kiribati)
La Hague (Frankreich)
Lop Nor (China)
Mailuu-Suu (Kirgisistan)
Majak (Russland)
Maralinga (Australien)
Mounana (Gabun)
Nagasaki (Japan)
Nevada (USA)
Nowaja Semlja (Russland)
Olympic Dam (Australien)
Palomares (Spanien)
Radium Hill (Australien)
Ranger Mine (Australien)
Reggane (Algerien)
Rössing (Namibia)
Saskatchewan (Kanada)
Semipalatinsk (Kasachstan)
Sellafield/Windscale (Großbritannien)
Sequoyah and Watts Bar (USA)
Shiprock/Tsé Bit'a'í (USA)
Spokane Reservation (USA)
Têwo/Diebu (China)
Three Mile Island (USA)
Thule (Grönland)
Tōkai-mura (Japan)
Tomsk-7/Sewersk (Russland)
Tschernobyl (Ukraine)
Wismut-Region (Deutschland)
Witwatersrand (Südafrika)