Erlanger Poetenfest atomfrei
Poesie ohne Uranstaub 2011 - 2012
Traditionell am letzten Augustwochenende feiert Erlangen mit seinem Poetenfest den Auftakt zum deutschen Bücherherbst. Zahlreiche SchriftstellerInnen und PublizistInnen präsentieren hier alljährlich ihre neuen Werke und diskutieren gemeinsam mit KritikerInnen und BesucherInnen des Festivals über literarische und gesellschaftspolitische Entwicklungen. Die Popularität der Veranstaltung nutzen auch viele Firmen, um durch großzügiges Sponsoring für sich zu werben. Finanzieller Hauptförderer des Erlanger Poetenfests ist seit einigen Jahren die AREVA GmbH, ein französischer Industrie-Konzern, der den Großteil seines Umsatzes mit der Herstellung und dem Verkauf von Nukleartechnik generiert. Das Unternehmen ist unter anderem für die Castor-Atommüll-Transporte, den Abbau von Uranerz in Afrika und dessen Weiterverarbeitung zu Uranoxid verantwortlich, aber auch für den Bau von Atomkraftwerken und den Betrieb von Goldbergwerken in Australien und an der Elfenbeinküste.
Im Juni 2011 formierte sich im Umfeld der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW schließlich Widerstand gegen das fragwürdige Kultursponsoring des Atomriesen und die Bürgerinitiative ‚Poesie ohne Uranstaub‘ entstand. Ihr Ziel: Ein atomkraftfreies Poetenfest 2012. Die Aktivisten machten sich daran, 15 000€ zu sammeln, genau die Summe also, mit der der AREVA-Konzern das Erlanger Event jährlich unterstützte. Das Geld aus Bürgerhand sollte, so die Vorstellung, der Stadt Erlangen ein Jahr lang den Rücken frei halten, um für 2013 und die Folgejahre neue, geeignetere Sponsoren finden zu können. Nach nur wenigen Monaten war es dann soweit, im Dezember 2011 waren von engagierten Bürger-Sponsoren über 15 000€ gespendet worden, sodass die Initiative der Stadt das Sponsoring-Angebot unterbreiten konnte.
Diese lehnte allerdings das Angebot ab, obwohl sie sich in der vorangegangen Kommunikation durchaus interessiert gezeigt hatte. Kulturreferent Rossmeissl führte als Grund dafür mangelnde Kooperation und die unsichere zukünftige Finanzierung an, was die Aktivisten jedoch stark kritisierten. Diese waren bereits mit der Planung eines eigenen Vereins zur Finanzierung des mittelfränkischen Kultur- und Literaturevents beschäftigt und hätten die Stadt damit beim Fundraising tatkräftig unterstützen können. Vielmehr sei die Angst der Stadt vor einem Konflikt mit dem zahlungskräftigen AREVA-Konzern der Grund für die Entscheidung gewesen: Ein schwacher Friede sei der Stadt wichtiger gewesen als der internationalen Kritik am weltgrößten Uranproduzenten Beachtung zu schenken. Die Initiative Poesie ohne Uranstaub wolle sich aber trotz allem in Zukunft weiter gegen Uranabbau und fragwürdiges Sponsoring einsetzen.
Presseschau
Mai 2012
'In der Zwickmühle' bei Nordbayern.de
'Areva: "Wir stehen zu unserem Engagement"' in den Erlanger Nachrichten
August 2011
'Protest gegen Atomkraftgelder für Literaturfest' in der WELT
'Poeten wollen kein Geld von der Atomindustrie' im Handelsblatt
'Protest gegen Atomkraft-Geld für Literaturfest' in der Berliner Morgenpost
'Erlanger Literaten wollen kein Geld mehr von der Atomlobby' in der Saarbrücker Zeitung
'Protest gegen Atomkraft-Gelder für Poetenfest' in der Mittelbayerischen Zeitung
'Protest gegen Atomkraft-Geld für Literaturfest' im Schwäbischen Tagblatt
'Lesen im Grünen unter Protest' bei Deutschlandfunk
'Stoffwechsel Magazin' bei Radio Z
'Unmut beim Poetenfest über Atomsponsor' im Main-Echo
'Atomkonzern will Poetenfest sponsern' in der Berliner Morgenpost
'Atomkonzern als Sponsor: Druck auf Poetenfest wächst' im Merkur
'Atomkonzern als Sponsor: Druck auf Poetenfest wächst' in der TZ
'Auf der Insel der Literaturseligen' in der Zeit
Juli 2011
'Der Fluch der Kühlturm-Poesie' in der Süddeutschen Zeitung
'Im Schatten der Atommeiler' in der Nürnberger Zeitung
Juni 2011
'Atomfreies Dichtertreffen' bei Nordbayern.de