









Uran schädigt die Gesundheit auf zweierlei Weise: Zum einen ist es ein Schwermetall wie Blei oder Kadmium und damit toxisch. Zum anderen ist es radioaktiv; Uran sendet Alphastrahlen aus. Dabei zerfällt es langsam – sehr langsam. Die Halbwertszeit, also die Zeit, nach der nur noch die Hälfte der Strahlung vorhanden ist, beträgt bei Uran-238 4,5 Milliarden Jahre. Von Alphastrahlen getroffene Zellen werden verändert oder zerstört. Obwohl die Reichweite nur drei bis sechs Zellschichten betrifft (das sind circa 40 Mikrometer), kann der gesundheitliche Schaden immens sein. Hinzu kommt, dass die von Alphastrahlen getroffenen Zellen Botenstoffe an Hunderte Nachbarzellen abgeben; es kommt zum sogenannten Bystander - Effekt. Die Erbinformationen der Nachbarzellen werden verändert. Die so geschädigten Zellen können zu Krebs entarten. Aufgrund der extrem langen Halbwertzeit des Urans sind nicht nur Soldaten in einem Konflikt Opfer der Uranmunition, sondern über viele Jahrhunderte nach dem Krieg auch die Zivilbevölkerung.
Die von Uranmunition getroffenen Objekte, Fahrzeuge, Waffen und Bauten, sind verstrahlt und noch lange nach dem Waffeneinsatz für die menschliche Gesundheit gefährlich. Kinder spielen auf zerstörten Panzern, Metallteile verstrahlter Fahrzeuge werden zu Dingen des täglichen Bedarfs umgearbeitet. Mit verseuchten Trümmern werden neue Behausungen gebaut. Abgereichertes Uran, das in den Körper gelangt, kann viele Krankheiten verursachen, z. B. Veränderungen des Erbguts, angeborene Fehlbildungen, Störungen der Fruchtbarkeit, Krebs fast aller Organe, Nierenversagen und Verhaltensauffälligkeiten. Manche dieser Krankheiten werden vorwiegend durch die chemische Giftigkeit des Urans, andere hauptsächlich durch die Alphastrahlung verursacht. Bei den meisten Erkrankungen verstärken sich die beiden Wirkungen wechselseitig. Eine sehr ungünstige Konstellation.
Gene werden geschädigt
Labortests und Untersuchungen von Soldaten und Zivilpersonen, die Uranmunition ausgesetzt waren, haben ergeben, dass die Chromosomen geschädigt werden. Diese Chromosomenveränderungen gelten als Krebs-Vorstufen und Auslöser von Erbkrankheiten.
Höhere Rate angeborener Fehlbildungen
Der Kontakt der Eltern oder auch nur eines Elternteils mit Uranmunition führt zu einer deutlich erhöhten Fehlbildungsrate bei Neugeborenen. Kinder von Veteranen des Golfkriegs, in dessen Verlauf Uranmunition eingesetzt wurde, weisen besonders häufig schwere Fehlbildungen z. B. des Gehirns und Rückenmarks, des Herzens, der Harnorgane, des Gesichts und der Gliedmaßen auf. Bei Kindern in den irakischen Regionen Basra und Falludscha haben Ärzte identische Beobachtungen gemacht.
Weniger fruchtbar
Tierversuche mit Ratten und Mäusen haben ergeben, dass abgereichertes Uran, welches über das Trinkwasser aufgenommen wurde, zu Störungen der Fruchtbarkeit führte. Wurden doch noch Eizellen befruchtet, entstanden fehlgebildete Embryos. Studien an Golfkriegsveteranen stützen diese Befunde: Bei einer Gruppe von 40.000 britischen Veteranen, die mit Uranmunition in Berührung gekommen waren, wurde im Gegensatz zu anderen Soldaten eine deutlich verminderte Fruchtbarkeit festgestellt.
Krebs
In den von Uranmunition betroffenen Regionen des Irak und der Balkanländer sind nicht nur Fehlbildungen bei Neugeborenen, sondern auch Krebserkrankungen bei Kindern und Erwachsenen dramatisch angestiegen. Zahlreiche Golfkriegs- und Balkan-Kriegsveteranen aus verschiedenen NATO-Ländern sind an Leukämie, Lymphomen und anderen Krebsarten erkrankt. Viele sind trotz ihres jungen Alters gestorben. Größere Uran-Partikel, die über die Atemluft aufgenommen wurden, verbleiben in der Lunge und können noch nach 20 Jahren Auslöser für Lungenkrebs sein. Auch in den Knochen wird abgereichertes Uran gespeichert; bei Tierversuchen wurden bis zu 60 % des Urans im Skelett eingelagert. Knochentumore und Leukämie sind die Folgen.
Nierenschädigung
Uran wird über die Nieren ausgeschieden. Tierversuche ergaben, dass Uran verschiedene schwere Nierenerkrankungen auslöst. Wer viel abgereichertes Uran aufgenommen hat, stirbt an Nierenversagen, bevor sich Krebs entwickeln kann.
Hinweise auf Verhaltensstörungen
Tierversuche belegen, dass mit abgereichertem Uran vergiftete Ratten schwere Verhaltensstörungen aufweisen. Auch Golf- und Balkan- Kriegsveteranen fallen oft durch Verhaltensstörungen auf, die vorrangig auf erlebte Grausamkeiten („posttraumatisches Belastungssyndrom“) zurückgeführt werden. Aber Gehirnveränderungen nach Kontakt mit Uranmunition könnten eine zusätzliche Ursache sein.
Eine Ausstellung der IPPNW
Die Ausstellung zeigt die Gesundheits- und Umweltfolgen der „Nuklearen Kette“: vom Uranbergbau über die Urananreicherung, zivile Atomunglücke, Atomwaffentests, militärische Atomunfälle, Atombombenangriffe bis hin zu Atommüll und abgereicherter Uranmunition.
Motive zum Thema „Uranmunition”: